Madrid ´82 - Einmal hin und zurück
von Christoph Clos
Tagebuch
Zweiter Teil - Wo ist Ulla?!
Sonntag, 28.02.1982 Da es wenig Sinn machen würde mit dem 60 km/h-Golf auf der Autobahn Richtung Madrid (Tagesziel) zu fahren, entschlossen wir uns die Mautgebühren zu sparen und über die Landstraßen unseren Weg zu nehmen. Spanische Frühlingssonne, etwas Rotwein, Brot und Käse, so konnten wir unsere Fahrt entspannt genießen. Das Auto machte uns aber langsam doch Sorgen. An diesem Tag kamen wir nur bis Saragossa. Jetzt wollten wir es aber wissen. Was ist mit dem Golf los? In einer VW-Werkstatt fanden wir glücklicherweise einen Werkstattmeister, der lange in Deutschland gearbeitet hatte. Seine Einschätzung war: Reparaturdauer ca. 1 Tag, Ersatzteilbeschaffung in Spanien ca. 2 Wochen (DM 1.000,-). Er empfahl uns den Wagen in der Werkstatt stehen zu lassen, und mit dem Zug nach Madrid zum Spiel zu fahren. Danach sollten wir versuchen mit dem „geschwächten“ Auto nach Andorra zu kommen. Da kommen die Ersatzteile aus Frankreich, sind billiger (DM 500,-) und schneller verfügbar.
Ach so, die Ursache für den Schaden am Auto hat uns der Meister auch erklärt. Das Additiv der Tankstellen ist total unnötig, überteuert, aber auch ungefährlich, also nicht der Grund. Sorry an den freundlichen, geschäftstüchtigen Tankwart an der Grenze. Der Motor hat ganz einfach viel zu viel Öl nachgefüllt bekommen. Okay, waren wir also auch noch selbst schuld!
Krisensitzung. Was machen? Unser Bargeldbestand reichte weder für die Reparatur in Andorra, und erst recht nicht für die in Saragossa. Jetzt rächte sich unsere wenig durchdachte Reisevorbereitung. Nur etwas Bargeld und, damals bei Auslandsreisen unerlässlich, Euroschecks hatten wir natürlich nicht dabei.
Dann ließ Thomas die Katze aus dem Sack! Er würde ganz gerne seine ehemalige Freundin, Ulla aus Rothselberg besuchen! Die wohnt und arbeitet in Madrid bei einem deutschen Industriellen als Kindermädchen. Sein Name sollte Wally oder so ähnlich sein. Eine Adresse hatte Thomas nicht. Okay, getreu dem Motto „no risk no fun“ entschieden wir weiter über die Landstraße nach Madrid zu fahren.
Montag, 01.03.1982
Auf unserem Weg durch das Landesinnere hatten wir einen treuen Begleiter. Alle paar Kilometer grüßte uns von den Höhenzügen der Osborne-Stier.
Gegen Nachmittag erreichten wir die Peripherie von Madrid. Wie sollen wir Ulla hier finden? Erster Versuch über einen Taxifahrer. Mit unserem holprigen Schulenglisch wird das schon gehen hofften wir. Der Taxifahrer erklärte uns, dass es in Madrid viele Wohnsiedlungen, Urbanizaciones gibt, in denen Ausländer in Villen wohnen. Es gäbe welche in denen fast nur Deutsche wohnten, aber auch gemischte, z. B. Deutsche und Schweizer in einer Siedlung. Die Siedlungen seien abgesperrt und durch Sicherheitsdienste bewacht. Er hätte schon eine Idee wo wir fündig werden könnten, wir sollten ihm folgen. Nach einer halben Stunde Rundfahrt durch Madrid, zum 3. Mal der gleiche Kreisel, ließen wir ihn sein Sightseeing alleine weiter betreiben und bogen ab.
Unsere Anfragen in den ersten beiden deutschen Siedlungen blieben erfolglos. In der nächsten, einer die von Deutschen und Schweizern bewohnt wurde, keimte Hoffnung auf. Wurde auch langsam Zeit, es war mittlerweile Abend geworden. Hier gab es wirklich einen Deutschen mit dem Namen Wally, der mit zwei Kindern und einem deutschen Kindermädchen hier wohnte. Das Wachpersonal telefonierte mit ihm und er erklärte sich bereit uns am Tor abzuholen. Wir folgten seinem Wagen, einer „Sänfte“ namens Citroën Palas bis zu seiner Villa. Ulla sei noch unterwegs bei ihrem Flamenco Abend, würde aber sicher bald kommen. Wally versorgte uns schon mal mit Rotwein und wir unterhielten uns prächtig mit ihm. Irgendwann hörten wir einen Schrei auf dem Parkplatz vor der Villa und Ulla stürmte herein. Bei der Auffahrt zum Parkplatz wäre sie vor Schreck fast an der Mauer gelandet, als sie einen Wagen mit KUS-Kennzeichen dastehen sah! Wir wurden eingeladen für die Zeit in Madrid bei Wally zu übernachten! Super! Es wurde ein schöner, interessanter Abend mit Rotwein und ersten Flamenco Versuchen.
Dienstag, 02.03.1982 Am Abend hatten wir Ulla und Wally über unsere Situation bezüglich Auto und knappe Geldreserven in Kenntnis gesetzt. Wally bot uns sofort seine finanzielle Hilfe an. Wir wollten es aber zuerst mal bei unserem FCK versuchen Hilfe zu bekommen. Ulla war am nächsten Vormittag mit einer spanischen Freundin in der Stadt verabredet. Die Beiden brachten uns zum Bernabeu-Stadion, zur Geschäftsstelle von Real Madrid. Hier wollten wir die Adresse vom FCK-Hotel in Erfahrung bringen. Nachdem wir auch hier unsere Lage geschildert hatten, bekamen wir die notwendige Adresse. Als Highlight durften wir auch noch einen Blick in den Trophäensaal von Real werfen! Damals schon sehr beeindruckend. Wir kauften 4 Karten für unsere beiden Dolmetscher und uns, mutig wie wir waren, im Real-Block!