"Oliver Kahn hat trainiert wie verrückt...."
Michael Spies spielte für sieben Vereine in der Bundesliga. Für alle traf er auch, was Rekord ist. Was ihm dieser Rekord bedeutet und wie es sich anfühlt gegen den FC Barcelona in der Champions League den Siegtreffer zu erzielen, darüber hat er unter anderem mit uns gesprochen.
von Nico Petrowsky
Michael Spies, bevor wir uns mit der Vergangenheit beschäftigen, möchten wir gerne wissen was Sie im Anschluss an Ihre Karriere gemacht haben und was Sie heute beruflich machen?
Ich bin dem Fußball in mehreren Funktionen, sowohl in privater, als auch in beruflicher Richtung, immer treu geblieben, beispielsweise im Trainerbereich. Im Moment trainiere ich eine Oberliga-Mannschaft.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Gehören Stadionbesuche dazu?
Ja. Ich bin öfter noch im Stadion und gucke gerne Fußball, das gehört dazu. Ich spiele aber auch ab und zu gerne eine Runde Golf mit ehemaligen Fußballer-Freunden. Ansonsten sind meine Familie und Hunde ein wichtiger Punkt in meinem Leben.
Als 18-Jähriger wechselten Sie aus der Jugend der Stuttgarter Kickers 1983 zum großen VfB Stuttgart. In den ersten beiden Jahren liefen Sie für die Zweitvertretung auf, ehe Sie in der Saison 85/86 Ihre ersten Einsätze im Profiteam hatten. Unter anderem wurden Sie in der Halbzeit des Pokalendspiels gegen die Bayern 1986 in Berlin vor 76.000 Zuschauern eingewechselt. Was war das für ein Gefühl?
Es war natürlich interessant in so einem wichtigen Spiel rein zu kommen. Das war eine tolle Sache als junger Kerl. Ich habe zu diesem Zeitpunkt öfter mal bei den Profis mittrainiert und war so ein bisschen auf dem Sprung. In dem Spiel bin ich dann reingekommen und habe sogar eine große Kopfballchance zum Anschlusstreffer gehabt. Wir haben damals dann zwar doch deutlich verloren, aber trotzdem war es eine tolle Erfahrung in Berlin das Pokalendspiel zu spielen. Das ist immer etwas Besonderes. Allein die Atmosphäre und das Ganze drum herum, das ist sehr beeindruckend.
In zwei Jahren bei den VfB-Profis kamen Sie nur auf wenige Bundesliga-Einsätze und wechselten in die 2. Bundesliga nach Ulm. Sahen Sie Ihre Profikarriere schon in Gefahr?
Nein, überhaupt nicht. Ich war ein junger Kerl und hatte vor mir überragende Spieler, auch Nationalspieler, auf meiner Position im offensiven Mittelfeld. Als junger Spieler muss man dann auch so realistisch sein, dass es schwierig sein kann, permanent Einsätze zu bekommen oder Stammspieler zu werden. Deswegen bin ich auch nicht gewechselt, sondern habe mich ein halbes Jahr an den SSV Ulm ausleihen lassen. Wir haben damals mit Ulm die Klasse gehalten, was das Ziel war und deswegen bin ich dorthin gegangen. Ich denke, man muss als junger Spieler einfach spielen, um sich wirklich weiterzuentwickeln und das war dort der Fall. Ich hätte zurück zum VfB gekonnt und habe auch ernsthaft überlegt, aber dann ist der KSC, die gegen uns in der Zweiten Liga gespielt haben, unter Winnie Schäfer aufgestiegen. Winnie Schäfer wollte mich schon mal, bevor ich den Profivertrag beim VfB unterschrieben habe, nach Mönchengladbach holen. Er hat dort unter Trainer Jupp Heynckes Spieler gescoutet. Als er mit Karlsruhe aufgestiegen war, hat er mich geholt.
Hatten Sie eine berufliche Ausbildung in der Hinterhand, falls es mit dem Profifußball nicht hingehauen hätte? Oder haben Sie alles auf die Karte Profifußballer gesetzt?
Die Schule hatte ich abgeschlossen, aber in der Ausbildung war ich damals nicht. Wenn man Profi werden kann, versucht man das auch. Es gab Zeiten, in denen die Jungs nebenher noch Berufsausbildungen gemacht haben. Das ist mittlerweile aber kaum noch der Fall. Zu meiner Zeit hat man einen Profivertrag unterschrieben und gesagt, man versucht es mal zwei, drei Jahre und muss sehen wie es funktioniert. Wenn es eben nicht funktioniert, erlernt man mit Anfang oder Mitte 20 noch einen Beruf. Ich habe damals aber schon auf die Fußballkarte gesetzt.
Unter Winnie Schäfer wurden Sie beim KSC zum absoluten Stammspieler. Waren sie als Stuttgarter Junge zögerlich, als es darum ging zum Erzfeind nach Baden zu wechseln?
Naja, das ist ja alles nicht so heiß, wie es gegessen wird. Vielleicht ist es unter den Fans so, aber unter den Spielern überhaupt nicht. Man achtet sich und da ist es auch egal, ob man Schwabe, Badener, Bayer oder Hesse ist. Das spielt eigentlich gar keine Rolle, sondern wir möchten unseren Beruf ausüben, wir möchten Fußball spielen und wir möchten weiterkommen. Ich persönlich habe mich immer mit den Vereinen, bei denen ich war, identifiziert. Von daher habe ich das eher als große Chance gesehen bei einem Trainer, der mich haben wollte, und war deswegen auch voll engagiert. Ich glaube, dass ich dort als junger Kerl zwei gute Jahre gespielt habe.
Obwohl es beim KSC sehr gut für Sie lief, wechselten Sie 1989 zu Borussia Mönchengladbach. Was waren die Gründe für den Wechsel, der Sie erstmals aus Ihrem Baden-Württemberg lockte?
Es gibt immer Dinge, bei denen man überlegt und ich war damals mal knapp an der Nationalmannschaft dran. Da stellte sich die Frage, ob man dafür international spielen muss, um den nächsten Schritt machen zu können. Der KSC war eine Mannschaft, die gerade aufgestiegen ist und sich gut gehalten hat, aber in diesem Moment keine Ambitionen nach oben hatte. Mönchengladbach war dagegen ein ambitionierter Verein. Ich hatte in Karlsruhe eine tolle Zeit und der Wechsel ist mir schwergefallen, aber es gab eben die genannten Gründe. Wie es manchmal so kommt im Fußball - ich bin gewechselt und Mönchengladbach hat nicht die Europapokalplätze erreicht, aber ein Jahr später hat es der KSC geschafft. Bei mir ist es auch nicht optimal gelaufen in Mönchengladbach, aber das ist im Sport so. Das war auch so ein Fixpunkt in meiner Karriere, der diese dann beeinflusst hat. Ich denke, wenn ich damals in Karlsruhe geblieben wäre und der KSC hätte international gespielt, dann hätte es sein können, dass ich sehr lange in Karlsruhe, vielleicht die ganze Karriere, dortgeblieben wäre. Aber so ist nun alles anders verlaufen und ich habe noch den ein oder anderen Wechsel aus verschiedenen Gründen vor mir gehabt.
Nachdem Sie sich direkt in die Stammelf der Gladbacher spielten, lief es im zweiten Jahr bei der Borussia nicht mehr optimal und Sie gingen das Abenteuer Hansa Rostock ein, das nach der Wiedervereinigung erstmals in der Bundesliga spielte. Welche Unterschiede gab es im Osten im Gegensatz zu den Vereinen im Westen?
In Mönchengladbach nach dem Trainerwechsel war es für mich schwierig, weil der Trainer nicht ganz auf mich stand und andere Ideen im Kopf hatte. Aber damit muss man im Sport leben. Das kann immer wieder mal vorkommen und deswegen bin ich nach Rostock gewechselt, was ein super Wechsel war. Wir haben anfangs extrem stark gespielt und sind super gestartet mit 6:0 Punkten. Damals galt noch die 2-Punkte-Regel. Am ersten Spieltag siegten wir 4:0 gegen Nürnberg und gewannen auswärts bei Bayern. Danach besiegten wir Dortmund mit 5:1 am dritten Spieltag. Wir waren Tabellenführer und hatten eine tolle Mannschaft. Aber leider sind durch andere Dinge im Verein Unruhen reingekommen, weil es Differenzen zwischen Verein und Trainer gab. Die Mannschaft hat überwiegend hinter dem Trainer gestanden und dadurch wurde es immer unruhiger. Wir sind mit Rostock sogar abgestiegen, was eigentlich von der Leistungsstärke der Mannschaft her nie hätte passieren dürfen. Wenn es nicht zu hundert Prozent passt, kann auch eine gute Mannschaft absteigen. Und zu den Umständen damals - natürlich war das kurz nach der Wende, also waren die Voraussetzungen in der Stadt und im Leben ein bisschen anders am Anfang, aber es war nie ein Problem. Ich wollte Fußball spielen und wollte auf meiner Stammposition, bzw. Lieblingsposition spielen, was dort möglich war. Deswegen bin ich gewechselt. Rostock ist eine tolle Stadt an der Ostsee. Ost oder West war für mich nie ein Kriterium, eher im Gegenteil. Ich bin sehr gut klargekommen.
Alles schien, als könnte man in der Bundesliga locker mithalten. Am Ende stand der Abstieg. Würden Sie den Abstieg ausschließlich mit den oben genannten Ungereimtheiten erklären?
Ja, das waren die Unruhen im Verein und im Umfeld. Da waren einfach Störfeuer zwischen Verein und Trainer. Das war das Hauptproblem. Man kann schon sagen, dass die Vereinsführung den Trainer nicht mehr haben wollte. Wir sind aber so gut gestartet, dass erst auf eine Möglichkeit gewartet werden musste, um den Wechsel vornehmen zu können. Das bringt Unruhe in die Mannschaft. Es gibt natürlich immer Spieler, die nicht spielen und dann mit dem Trainer nicht klarkommen, aber der Großteil ist sehr gut mit Ihm klargekommen und dadurch hat sich die Mannschaft ein bisschen auseinanderdividiert. Ich denke, wenn man den Trainer gestärkt und dadurch auch die Mannschaft gestärkt hätte, wären solche Probleme nicht aufgekommen. Dann hätte die Mannschaft nicht absteigen dürfen. Wir haben zweimal Bayern München geschlagen und andere gute Mannschaften besiegt. Am letzten Spieltag haben wir noch gegen Frankfurt gewonnen, sonst wären die Meister geworden. So wurde der VfB Stuttgart Meister, mein Heimatverein. Hansa hatte also schon Klasse. Aber manchmal reicht die Klasse nicht, wenn es in einer Mannschaft nicht hundertprozentig funktioniert. Nach dem Trainerwechsel von Reinders zu Rutemöller war die Situation für den neuen Trainer dadurch noch schwieriger.
Mit Hansa Rostock spielten Sie auf der ganz großen Bühne in der Champions League, wo 1991 kein Geringer wartete, als der spätere Europapokalsieger FC Barcelona. In Rostock siegte Hansa durch Ihr Tor mit 1:0. Erzählen Sie uns von diesem Erlebnis.
Es war natürlich ein tolles Erlebnis gegen Barcelona zu spielen. Barcelona ist später Europapokalsieger der Landesmeister geworden und hat, wenn ich das noch richtig im Kopf habe, Kaiserslautern auch nur ganz knapp ausgeschaltet. Das war in Barcelona ein riesiges Erlebnis und überwältigend, für uns vielleicht sogar einfach eine Nummer zu groß, sodass wir die Niederlage dann mit unserem Sieg zu Hause nicht wettmachen konnten. Man muss aber auch sehen was das für eine Mannschaft war. Die war einfach Weltklasse. Mit Hansa Rostock so eine Mannschaft überhaupt in einem Spiel zu schlagen, war schon eine super Leistung.
Bei Barcelona spielten damals Stars wie Laudrup, Stoitschkow oder Guardiola unter dem Trainer Johan Cruyff. Wie bleibt man als Spieler gegen ein solches Starensemble cool, vor allem im Hexenkessel von Camp Nou in Barcelona vor 65.000 Zuschauern?
Auch Goikoetxea, Eusebio, Zubizarreta - alles Nationalspieler, Weltklassespieler. Stoitschkow im Sturm, hinten Koeman, eine Mega-Mannschaft. Weltklasse. Dort sind wir wirklich überfahren worden von der ganzen Art und Weise, dem riesigen Stadion und dem irren Publikum mit verrückter Stimmung. Das war natürlich für uns dann überwältigend. Trotzdem haben wir dann ein gutes Rückspiel gemacht, das muss man erstmal hinbekommen gegen so eine Mannschaft.
Also wart ihr gar nicht cool?
Es ist natürlich besonders für eine Mannschaft, die das erste Mal sowas erlebt oder auch für einige Spieler. Ich war mit dem VfB Stuttgart im Europapokal dabei als ganz junger Kerl, aber natürlich können die ganzen Bedingungen schon schwierig sein. Beispielsweise kurz vor dem Spiel den Rasen nochmal nass zu machen und solche Dinge, das hat man alles so nicht gekannt. Da ist dann eins zum anderen gekommen und obendrauf kommt dann auch noch diese Weltklassemannschaft, die super Fußball spielen kann.
Durch Ihren Wechsel zum HSV blieben Sie in der Bundesliga. Mit Thomas von Heesen und Yordan Letchkov hatten Sie dort riesige Konkurrenz im Mittelfeld und schafften den Durchbruch nicht. Bereuen Sie diesen Wechsel heute, da er Ihre Karriere deutlich entschleunigte?
Nein, also ich bereue erstmal gar nichts, sondern ich denke man muss zu seinen Entscheidungen stehen. Es nutzt nichts irgendetwas hinterher zu heulen, sondern man muss schauen, wie man weiterkommt. Ich denke, ich habe in Rostock viele Tore gemacht und wenn man dann Angebote hat, dann möchte man natürlich auch weiterhin erstklassig spielen und deswegen eben der Wechsel. Die Konkurrenz war groß und stark, aber man muss sagen, dass ich gute Leistungen gebracht habe, wenn ich gespielt habe. Trotzdem war es keine einfache Situation. Ich hatte nicht unbedingt den Trainer in Hamburg, der so richtig auf mich stand. Aber wie schon gesagt, damit muss man leben.
Nach zwei sportlich eher verlorenen Jahren in Hamburg suchten Sie ihr Glück erneut im Osten Deutschlands bei Dynamo Dresden, wo Sie fast alle Spiele bestritten, am Ende aber in die 2. Bundesliga abgestiegen sind. Tut einem Spieler ein Abstieg wirklich so weh, wie es die Tränen oft vermuten lassen oder ist man in Gedanken schon beim nächsten Club?
Nein, überhaupt nicht, weil man nicht vorher schon plante zu einem anderen Club zu gehen. Man will ja bei dem Club bleiben und Erfolg haben oder die Liga halten. Deswegen ist ein Abstieg eine große Enttäuschung. Auch bei Dynamo hatten wir eine gute Mannschaft mit guten Einzelspielern, aber wir sind einfach nicht in Tritt gekommen. Vor allem in der Rückrunde war es schwierig. Wir haben meistens gut mitgespielt, aber irgendwie die Spiele trotzdem dann oft verloren. Anfang der Saison waren wir auch ganz gut dabei und, wenn ich richtig weiß, waren wir auch nie auf einem Abstiegsplatz. Dann ist Siggi Held weggegangen, der natürlich eine Ikone als Trainer war in Dresden, weil er die Ziele immer erreichte und gute Arbeit geleistet hat. Das war dementsprechend schon ein Rückschlag für die Mannschaft. Manchmal kann man gar nicht erklären, warum man gut spielt und trotzdem nicht gewinnt. Man macht das Tor nicht, aber bekommt es dann selbst. Das ist schwer zu erklären. Oft sagt man ja, dass die, die oben stehen, das notwendige Quäntchen Glück haben. Aber meist auch das kleine bisschen mehr Qualität und Individualität, was vielleicht in der einen entscheidenden Szene einfach den Unterschied machen kann.
Sie suchten Ihr Glück später beim ambitionierten Zweitligisten VfL Wolfsburg und stiegen 1997 mit der Mannschaft in die Bundesliga auf. Somit spielten Sie bei Ihrem siebten Bundesligaverein und für alle haben Sie auch getroffen. Das ist Rekord. Was bedeutet Ihnen dieser Rekord? Glauben Sie, dass es ein Rekord für die Ewigkeit ist?
Ich wusste gar nicht, dass das ein Rekord ist. Mir wurde das dann irgendwann mal erzählt. Für mich persönlich ist das auch nicht wichtig. Rekorde sind dafür da, dass sie irgendwann mal wieder gebrochen werden. Dass ich überall mein Tor gemacht habe, war vielleicht auch meiner Position geschuldet, als offensiver, einigermaßen torgefährlicher Mittelfeldspieler. Wolfsburg war eine super Erfahrung und von der Mannschaft her absolut klasse. Alle haben an einem Strang gezogen. Wir waren mit Sicherheit nicht die Mannschaft mit den besten Einzelspielern, aber als Einheit vom Teamspirit her waren wir einfach klasse. Und deswegen sind wir damals auch auf aufgestiegen und haben den Grundstein gelegt dafür, dass Wolfsburg auch heute noch in der 1. Liga spielt.
Sie ließen mit Mitte 30 Ihre Karriere in Unterhaching und Lübeck ausklingen, wo Sie nur noch wenige Einsätze hatten. Tat es die letzten Jahre weh, als Sie feststellten, dass sich Ihre Zeit als Profifußballer dem Ende neigt und Sie die große Fußballbühne Stück für Stück verließen?
Nein, ich denke das ist ein ganz normaler Weg. Im Profifußball kommt man irgendwann in ein Alter, in dem es schwerer wird Leistung auf hohem Niveau permanent zu bringen. Es rücken junge Leute nach, die vielleicht auch dynamischer und schneller sind und sogar mehr Biss haben. Deswegen ist es normal, dass die Karriere irgendwann endet. Nicht nur im Fußball, sondern in den meisten Sportarten. Für mich persönlich war das nie ein Problem. Auf meiner letzten Station in Lübeck habe ich Pfeiffersches Drüsenfieber bekommen und konnte so im Prinzip fast ein halbes Jahr überhaupt nichts machen. Die letzte Zeit, die ich noch Vertrag hatte, bin ich wieder eingestiegen, habe aber indirekt abtrainiert, wenn man das so sagen darf. Das macht es natürlich auch ein bisschen leichter, wenn sich das aus gesundheitlichen oder verletzungsbedingten Gründen ergibt.
Können Sie sich an die Höhe Ihres ersten Profigehalts erinnern? Und verraten Sie uns, wie hoch ihr höchstes Gehalt war?
Also so ganz genau kann ich das jetzt nicht mehr sagen. Natürlich gehörte es dazu, dass wir ein bisschen was verdient haben, aber wo ich dann am wenigsten oder am meisten verdient habe, kann ich nicht mehr sagen. Mein erstes Gehalt war mit Sicherheit nicht hoch, weil es damals als junger Spieler so war, dass man aus der Amateurmannschaft kam und am Anfang als Profi nicht ganz so viel verdient hat. Man musste sich die Sporen erst verdienen. Es kommt auch darauf an, wie groß der Erfolg war, ob man gespielt hat, sprich Einsatz- und Punktprämien einstreichen konnte.
Gegen welchen Spieler haben Sie gar nicht gerne gespielt?
Für mich als offensiver Mittelfeldspieler war es immer unangenehm, wenn ich einen richtigen Wadenbeißer gegen mich hatte. Einen kleinen, giftigen, schnellen Gegenspieler, den man immer an der Wade hängen hatte. Stefan Böger war beispielweise unangenehm zu bespielen.
Welcher Ihrer Trainer hat am meisten Eindruck hinterlassen?
Ich kann eigentlich niemanden positiv oder negativ hervorheben. Ich habe Erfahrungen in beide Richtungen gemacht. Deswegen ist jemand aber nicht überragend gut oder schlecht. Es gab Trainer, mit denen ich nicht klargekommen bin. Aber ich konnte trotzdem immer Dinge rausziehen für mich, beispielsweise wie man sich spielerisch entwickeln muss, um mehr Möglichkeiten zu haben. Willi Entenmann und Winnie Schäfer haben mich nach vorne gebracht. Auch mit Uwe Reinders in Rostock habe ich sehr positive Dinge erlebt. Auch wenn es mit einem Trainer nicht optimal läuft, darf man sich nicht aufgeben und hängen lassen, sondern muss an seine Stärken glauben. Ich denke das ist das Wichtigste im Fußball oder im Sport allgemein.
Gab es Mitspieler, die Sie beeindruckt haben?
Ich habe mit Spielern zusammengespielt, die schon zur Weltklasse zählten oder die kurz danach zur Weltklasse gezählt haben. Wenn ich die alle aufzählen würde, würde das den Rahmen sprengen. Allein beim VfB Stuttgart waren Nationalspieler wie Buchwald oder Klinsmann, aber auch Allgöwer oder Sigurvinsson. Daneben auch ganz erfahrene Spieler wie Roleder. Die kennt heutzutage fast niemand mehr. Die jungen Leute kennen mich ja auch nicht mehr, was aber ganz normal ist. Man kennt vielleicht noch Klinsmann, aber viele andere eben nicht mehr. Es gab in all meinen Vereinen tolle Spieler, egal ob in Hamburg, Mönchengladbach oder sonst wo. In Karlsruhe sind Scholl und Kahn als Jugendspieler zu uns dazugekommen. Bei Dresden Jeremies, der war top. Aber wie gesagt, dass sind zu viele, um sie alle durchzugehen.
Welcher Mitspieler war der größte Partylöwe Ihrer Karriere?
Naja, die gibt es ja immer. Ich will niemanden nachträglich in die Bredouille bringen. Nein, das würde mir jetzt spontan aber auch niemand speziell einfallen. Es wurde schon teilweise gut gefeiert, wenn man Erfolg hatte. Das gehört dazu und ist normal. Auch ein Fußballer ist nur ein Mensch. Man muss das Gespür haben als Sportler, wann man feiern kann und wann man es besser sein lässt. Wenn man ein paar Spiele hintereinander verloren hat, ist es unglücklich, wenn man eine große Sause macht.
Stehen Sie noch mit ehemaligen Mannschaftskameraden in Kontakt oder haben sich gar Freundschaften entwickelt, die sie heute noch pflegen?
Ich wohne noch im Umfeld von Wolfsburg und bin mit ein paar Jungs in Kontakt. Wir treffen uns teilweise in der Traditionsmannschaft oder zum Golf spielen. Also es ist schon eine Verbindung da.
Sie haben viele Fußballgrößen kennengelernt. Zum Abschluss würde ich Ihnen gerne einige Namen nennen und Sie darum bitten in aller Kürze aufgrund persönlicher Erfahrungen etwas zu ihnen zu sagen.
Jürgen Klinsmann: Sehr gefährlicher Torjäger.
Winfried Schäfer: Winnie Schäfer war ein absoluter Förderer meiner Karriere, weil er mich als Spieler gemocht hat und mir gute Ratschläge gegeben hat, wodurch ich mich wirklich entwickeln konnte und auch Stammspieler wurde. Für Jugendspieler ist ein Förderer extrem wichtig.
Oliver Kahn: Wir haben nur kurz zusammengespielt, aber er war einfach ein Weltklasse-Spieler und ein echter Typ. Er ist damals als ganz junger Kerl zu uns gekommen. Wir hatten als ersten Torhüter Alexander Famulla und Olli Kahn war einer von zwei zweiten Torhütern, die sich abgewechselt haben in der Anfangsphase. Aber da hat man schon gemerkt, dass er den absoluten Willen, die Mentalität und den Trainingsfleiß hat. Er hat trainiert wie verrückt, weil er weiterkommen wollte. Einfach absoluter Siegeswille.
Stefan Effenberg: Auch ein richtiger Typ. Er polarisierte ein bisschen, aber trotzdem ein super Fußballer.
Roy Präger: Eine Identifikationsfigur des VfL Wolfsburg und unserer Mannschaft damals. Ein Mega-Kerl. Ein Energiebündel.
Spielerstationen
1985 - 1986 VfB Stuttgart
1986 - 1987 SSV Ulm
1987 - 1989 Karlsruher SC
1989 - 1991 Borussia Mönchengladbach
1991 - 1992 FC Hansa Rostock
1992 - 1994 Hamburger SV
1994 - 1995 Dynamo Dresden
1995 - 1998 VfL Wolfsburg
1998 - 1999 SpVgg Unterhaching
1999 - 2001 VfB Lübeck